Entitätenspezifische Qualitätskonferenz des KKRBB zu gastrointestinalen Tumoren am 22. November 2023

Die entitätenspezifische Qualitätskonferenz zu gastrointestinalen Tumoren wurde durch Dr. rer. nat.
Renate Kirschner-Schwabe, Geschäftsführerin des Klinisch-epidemiologischen Krebsregisters Brandenburg-Berlin (kurz KKRBB), am 22. November eröffnet. Mit dem Ziel, die Qualität der onkologischen Versorgung in den Bundesländern Brandenburg und Berlin zu evaluieren und zu einem Austausch über mögliche Verbesserungen beizutragen, stellten drei Kliniker die Versorgungssituation von Patientinnen und Patienten mit kolorektalem Karzinom vor. Nach der Analyse der Versorgung von Patientinnen und Patienten mit kolorektalen Neoplasien wurde ein Blick auf die ersten Ergebnisse der bei dieser Indikation relativ neu eingeführten roboterassistierten Chirurgie gelegt und eine Auswertung zur operativen Therapie von simultan auftretenden Lebermetastasen vorgestellt.

In ihren einführenden Worten stellte Dr. Kirschner-Schwabe die Neuerungen des Staatsvertrages der Länder Berlin und Brandenburg (in Kraft getreten im Dezember 2022) und deren Auswirkungen für die meldenden Ärztinnen und Ärzte – wie den neuen Meldeanlass der kalenderjährlichen unauffälligen Kontrolluntersuchung, die Meldevergütung und Auszahlungsmodi und Änderungen in der Widerspruchserklärung durch Patientinnen und Patienten – vor. Zudem übernahm das KKRBB nach der Auflösung des GKR den Fachbereich Epidemiologie zum 01.01.2023.

Dr. med. Uta Stötzer informierte anschließend über neue meldepflichtige gastrointestinale Tumoren aufgrund einer geänderten Dignitätszuweisung (GIST-Tumore, low grade mucinöse Neoplasien der Appendix und hochgradige intraepitheliale Neoplasien). Zudem ging sie auf die wesentlichen Änderungen im neuen onkologischen Basisdatensatz 3.0 (oBDS 3.0) ein, insbesondere auf die Meldepflicht zu molekulargenetischen Befunden inklusive relevanter Biomarker.

Im ersten Gastbeitrag stellte Prof. Dr. med. Johannes Lauscher von der Charité Berlin laparoskopische und robotische Chirurgie des kolorektalen Karzinoms gegenüber und hinterfragte die objektivierbaren Vorteile der beiden OP-Methoden. Die Studien zeigten, dass robotische Chirurgie zu weniger postoperativen Komplikationen und besserer urogenitaler Funktion bei den betroffenen Patientinnen und Patienten führt. Jedoch entstünden für die Krankenhäuser bei robotischer Chirurgie höhere Kosten durch die Anschaffung und die OP-Dauer. Interessant ist auch, dass laut der Daten im KKRBB 10 Prozent weniger Fernmetastasen nach Robotik auftraten. Prof. Lauscher kam zu dem Schluss, dass weitere Studien zum Outcome und funktionellem Ergebnis von robotischer versus laparoskopischer Methodik notwendig sind.

Im zweiten Fachvortrag gab Prof. Dr. med. Maik Sahm von den DRK Kliniken Berlin-Köpenick Einblicke in die Versorgungssituation von Berliner und Brandenburger Patientinnen und Patienten mit kolorektalen Karzinomen. Es zeigte sich, dass der Anteil laparoskopischer Operationen von 2017 bis 2022 in beiden Ländern deutlich zunahm, wobei in Berlin sehr viel häufiger laparoskopisch operiert wurde als im Land Brandenburg (2020 bis 2022 Berlin 60 Prozent, Brandenburg 34 Prozent). In beiden Ländern war der Anteil eines laparoskopischen Zugangs am höchsten bei jüngeren Patientinnen und Patienten und der Anteil bei Rektumkarzinomen höher als bei Kolonkarzinomen. Deutliche Unterschiede bezüglich des Anteils laparoskopischer Operationen in Abhängigkeit von der Anzahl der durchgeführten Darmresektionen der Krankenhäuser zeigten sich nicht. Der Einsatz von OP-Robotern hat in den vergangenen Jahren in beiden Ländern zugenommen, der Anteil robotischer Operationen bei laparoskopischen Operationen war 2020 und 2021 in Brandenburg größer als in Berlin.

Universitätsprofessor Dr. med. René Mantke vom Universitätsklinikum Brandenburg an der Havel, der die Arbeitsgruppe Gastrointestinale Tumoren in Brandenburg leitet und seit Jahren mit dem KKRBB verbunden ist, moderierte die Qualitätskonferenz gemeinsam mit Prof. Sahm und hielt einen Vortrag zur operativen Therapie von Lebermetastasen. In Berlin waren 6 Prozent und in Brandenburg 7 Prozent der Patientinnen und Patienten mit kolorektalem Karzinom von alleinigen synchronen Lebermetastasen (bis 92 Tage nach Diagnosestellung) betroffen. Hinsichtlich der Therapie dieser Patientinnen und Patienten zeigte sich, dass nur knapp ein Vierteil kurativ angegangen werden (d.h. Resektion von Darm- und Lebermetastasen, entweder simultan oder nicht simultan, also zu verschiedenen Zeitpunkten). Die nicht simultane Darm- und Lebermetastasenresektion scheint hierbei im Vergleich zur simultanen Resektion mit einem besseren absoluten Überleben verbunden zu sein, wobei hier auch eine Steigerung der systemischen Vorbehandlung als Selektion zu besseren Ergebnissen führen könnte.

Während der anregenden Diskussionsrunden in der inzwischen gewohnt virtuell stattfindenden Konferenz kam bei allen Teilnehmenden großes Bestreben zum Ausdruck, die vorgetragenen Erkenntnisse für eine bessere Versorgung von Patientinnen und Patienten mit kolorektalem Karzinom zu nutzen. Die qualitätsgesicherte Erfassung und Auswertung von allen Behandlungsdaten durch das KKRBB leistet dabei einen wertvollen Beitrag, um wissenschaftliche und medizinische Innovation zu fördern und die onkologische Versorgung von Betroffenen zu
verbessern.