Erste virtuelle Qualitätskonferenz des KKRBB zum Lungenkarzinom

Die umfangreichen Datenerhebungen zu einer Krebsart – Diagnostik, Therapie und Krankheitsverlauf der Betroffenen bis hin zum Tod – werden im Klinischen Krebsregister für Brandenburg und Berlin regelmäßig in Qualitätskonferenzen diskutiert. Am 26. Januar ging es um die zweithäufigste Krebserkrankung bei Frauen und Männern in Brandenburg und Berlin: den Lungenkrebs. 

Das Klinische Krebsregister für Brandenburg und Berlin (kurz KKRBB) verzeichnet aktuell 460.000 registrierte Patientinnen und Patienten mit über 520.000 Tumoren.

Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf Lungentumore

Im Jahr 2019 erkrankten 2.555 Männer und 1.705 Frauen in Brandenburg und Berlin an einem Lungenkarzinom. Frauen seien bei Diagnose im Durchschnitt etwas jünger als ihre männlichen Leidensgenossen, erläuterte Dr. Maren Pflüger vom KKRBB in ihrem Eröffnungsvortrag. Besonders gespannt wurden Dr. Pflügers Äußerungen zu einem möglichen Zusammenhang mit Covid-19 gefolgt: 2020 ging die Anzahl der Neudiagnosen von Lungenkrebs im frühen Stadium zurück. Weiterhin ist ein Anstieg der Diagnosen von fortgeschrittenen Lungentumoren seit dem Auftreten der Corona-Pandemie, am stärksten im dritten und vierten Quartal, zu verzeichnen. Von einem Zusammenhang mit Covid-19 könne allerdings (noch) nicht gesprochen werden,  da es sich um eine vorläufige, noch unvollständige Datenlage handele und es auch vor Pandemiebeginn Schwankungen in den Neudiagnosen gab. Weitere Meldungen aus den Jahren 2020 und 2021 werden demnach mit Spannung erwartet und mehr Aufschluss geben.

Dr. Andreas Lehmann berichtete über die Vollständigkeit der gemeldeten Daten zum Lungenkarzinom. Bei vielen Qualitätsmerkmalen, wie bspw. der Diagnose, Histologie und Therapieverläufen, lassen sich eine sehr hohe (>95%) Datenvollständigkeit in den Meldungen verzeichnen. Berliner Datenmeldungen fallen insgesamt im betrachteten Zeitraum etwas vollständiger aus als Brandenburger. Meldebedarf gebe es vor allem bei OP-Komplikationen, TNM, UICC-Klassifikation und ECOG. Auch Nebenwirkungen, deren Grade sowie Therapieabschlüsse werden noch nicht ausreichend vollständig an das KKRBB übermittelt. Dr. Lehmann insistierte daher auf ein gemeinsames, partnerschaftliches Streben zwischen Krebsregistern, Ärzt:innen und Patholog:innen, eine sehr hohe Datenvollständigkeit für alle Qualitätsmerkmale zu erreichen.

Im Anschluss referierte Dr. Anne von Rüsten über die auswertbaren Qualitätsindikatoren aus der Leitlinie zum Lungenkarzinom. Die landesweite Versorgungsqualität in Brandenburg und Berlin liegt dabei in einem ähnlichen Bereich wie bundesweit für die zertifizierten Zentren berichtet. Allerdings besteht für einzelne Qualitätsindikatoren auch Verbesserungspotential, worüber im Anschluss an den Vortrag mit den Teilnehmenden diskutiert wurde.

 Informative Fachvorträge zum aktuellen Stand der onkologischen Versorgung

Ebenso informative Neuigkeiten erfuhren die Teilnehmenden von den Gastbeiträgen. Dr. Torsten Gerriet Blum vom Helios Klinikum Emil von Behring Berlin berichtete über Lungentumoren mit seltenen Histologien und deren therapeutische Versorgung. Die Daten aus dem klinischen Krebsregister leisten seiner Aussage nach einen substanziellen Beitrag zu einem besseren Verständnis von seltenen Lungentumoren.

Wissenschaftlich geleitet und moderiert wurde der Abend von Professor Dr. med. Christian Grohé der Evangelischen Lungenklinik Berlin. In seinem Vortrag stellte er die Daten aus dem klinischen Krebsregister zu Therapien bei frühen Stadien des Lungenkarzinoms sowie internationale Publikationen zu zielgerichteten Therapien vor. Alle Vorträge werden Interessierten auf https://kkrbb.de/qualitaetskonferenzen/ zur Verfügung gestellt.

Die virtuell durchgeführte Veranstaltung hielt die Teilnehmenden keineswegs davon ab Fragen zu stellen und das Thema rege zu diskutieren. Mit 92 Anwesenden nahm ein breites, fachinteressiertes Publikum teil. In einer anschließenden Umfrage war sich die Mehrzahl der Teilnehmenden einig, dass die vermittelten Inhalte einen substanziellen Beitrag zu einem besseren Verständnis von Lungentumoren leisten. Auch die vollständig digitale Durchführung der Konferenz wurde als sehr gelungen bewertet.